EU-Gipfel
in Brüssel
Vom
13.-15. Dezember treffen sich die Staats- und Regierungschefs der EU-Mitgliedstaaten
in Laken bei Brüssel. Nicht nur vor Ort regt sich Widerstand. D14,
ein breites Bündnis aus Attac, Euromärsche, NGOs, Gewerkschaften,
und vielen mehr bildete sich, um die Proteste zu koordinieren. Bereits
seit Monaten laufen die Vorbereitungen und es gab bereits einige größere
Aktionen während der informellen EU-Treffen in Brügge, Liege
und Gent. Am 14. Dezember ist eine große Demonstration geplant und
einen Gegengipfel wird es wohl auch geben. Ein zweites Bündnis BruXXel,
bestehend aus autonomen Gruppen, will vor allem alternative Berichterstattung
und Konzerte, Straßenpartys und Aktionen am Rande organisieren. Damit
soll ein Freiraum in Brüssel erkämpft werden, am Abend des 15.
Dezembers ist eine große Reclaim-the-Streets-Party geplant.
Wer
oder was ist denn überhaupt die EU?
Die europäische Union
(aus der Gemeinschaft für Kohle und Stahl (Montanunion) hervorgegangen)
bildete sich 1958 mit den Gründerstaaten Deutschland, Frankreich,
Italien, Belgien, Niederlande und Luxemburg. 1973 traten Dänemark,
Irland und England bei. Bis 1995 stießen noch Griechenland, Spanien,
Portugal, Österreich, Finnland und Schweden hinzu. Mittlerweile hat
sich die Liste der EU-Anwerberstaaten auf zwölf ausgeweitet (darunter
ist auch die Türkei, in der es immer noch Folter und die Todesstrafe
gibt) und es wurde der rechtliche Rahmen für einen Beitritt festgesetzt,
bei dem u.a. Folter u. die Todesstrafe verboten sind. Die Hauptverhandlungspunkte
beim letzten EU-Gipfel in Göteburg setzten sich folgendermaßen
zusammen: Mit einer Osterweiterung sollen neue Märkte und weitere
Investitionsmöglichkeiten erschlossen werden. Um diese neuen Märkte
zu erschließen wird auch eine enorme Militarisierung durch den Aufbau
einer europäischen Eingreifgruppe zur Besetzung dieser Gebiete aufgebaut.
Durch eine weitere Verschiebung der EU-Außengrenzen nach Osten und
die sogenannte Drittstaatenregelung ist es für asylsuchende Flüchtlinge
kaum noch möglich die EU zu betreten, geschweige denn, sich in dieser
zu bewegen. Nur aus wirtschaftlichen Interessen genehmigen die Mitgliedsstaaten
eine kapitalistisch verwertbare Zuwanderung. Die Außengrenzen werden
hermetisch abgeriegelt und mit allen erdenklichen Mitteln überwacht.
Aber selbst innerhalb der EU-Staaten ist die Vision aus Georg Orwells "1984"
in vielen Teilen längst Realität. So wurde unter anderem eine
weitere Überwachung von Telefongeräten und auch Internetzugängen
durchgesetzt, die alle Betreiber verpflichtet ihre Daten zu speichern und
den "ermittelnden Behörden" zu überlassen. Natürlich alles
wieder unter Ausschluß der Öffentlichkeit, wie es innerhalb
der EU gang und gebe ist. Eine der massivsten und eigentlich jeden betreffenden
Einschnitte ist aber, die weitere Liberalisierung des europäischen
und weltweiten Waren-, Dienstleistungs-, und Kapitalverkehrs und der Privatisierung
von Staatsbetrieben. Kurzum: Europa soll durch Währungsunion, Abschottung
der Außengrenzen und Militarisierung zur imperialistischen Weltmacht
aufsteigen, die es mit den USA im Wettbewerb der kapitalistischen Ausbeuter
aufnehmen kann. Hierbei werden wiederum weite Teile des Sozialstaates abgebaut
und eine Spaltung in elitäre reiche und eher unterpriviligierte arme
Menschen vorangetrieben. Die EU setzt sich vehement für das GATS-Abkommen
der WTO ein (General Agreement on Trade in Services). Dieses macht den
Weg frei für Privatisierungen von Dienstleistungen (z.B. Bildung,
Umweltschutzdienste, Kinder- und Altenbetreuung, Wasserversorgung!! etc.)
welche sich dann ausschließlich am Profitinteresse der Konzerne orientieren.
Ziel ist es, es einzelnen Regierungen unmöglich zu machen, öffentliche
Dienste auf gemeinnütziger Basis ohne die Beteiligung privater Unternehmen
zu gewährleisten. In Bolivien wurde bsplw. die Privatisierung der
Wasserversorgung erst zurückgenommen, als nach heftigen Protesten
einem Jugendlichen ins Gesicht geschossen wurde. Greift die angestrebte
Privatisierung des Bildungssektors, wird das Grundrecht auf Bildung für
alle zu einer hohlen Floskel. Gute Bildung würde nur noch für
elitäre Kreise bezahlbar sein. Gerade aufgrund der Einschränkungen
im Bildungssektor planen SchülerInnen und StudentInnen vom 10.-14.
Dezember eine Aktionswoche zu Privtaisierung, GATS und EU-Gipfel. Zeitgleich
wird es im Grenzbereich Aachen einen Gegengipfel und eine gemeinsame Grenzaktion
geben, damit auch wirklich jedeR Mensch sich an den Protesten beteiligen
kann.
weiterführende Informationen:
http://www.studi-protest.de.vu - Homepage zum internationalen SchülerInnen- u. StudentInnenstreik
http://www.gatswatch.org - Hintergrundinfos zum GATS
http://www.d14.be - Seiten des D14-Bündnisses
http://www.bruxxels.org - Seiten des autonomen Bündnisses in Brüssel
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